Aus der Geschichte Azeroths (Teil 2)

Der Krieg der Ahnen
Die unbekümmerte Anwendung der Magie seitens der Hochgeborenen sandte Schockwellen vom Brunnen der Ewigkeit durch das Große Dunkle Jenseits aus. Die herausströmenden Energiewellen wurden von schrecklichen fremden Wesen gespürt. Sargeras – der Großfeind allen Lebens, Verwüster der Welten – fühlte die mächtigen Wellen und wurde zu ihrem fernen Ursprung hingezogen. Als er die urzeitliche Welt Azeroth erkundete und die grenzenlose Energie des Brunnens der Ewigkeit spürte, wurde er von einem unstillbaren Hunger erfüllt. Der große, dunkle Gott der Namenlosen Leere beschloss, die aufstrebende Welt zu zerstören und ihre Energien für sich zu beanspruchen.

Sargeras sammelte seine gewaltige Brennende Legion und machte sich zur ahnungslosen Welt Azeroth auf. Die Legion bestand aus einer Million kreischender Dämonen, samt und sonders aus den entlegensten Winkeln des Universums gerissen, und die Dämonen gierten nach Eroberungen. Sargeras’ Offiziere, Archimonde der Entweiher und Mannoroth der Zerstörer, bereiteten ihre höllischen Diener auf den entscheidenden Schlag vor.

Königin Azshara erlag in der schrecklichen Ekstase ihrer Magie der unentrinnbaren Macht von Sargeras und willigte ein, ihm Zutritt zu ihrer Welt zu gewähren. Sogar ihre hochgeborenen Bediensteten ergaben sich der unausweichlichen Verderbnis der Magie und beteten Sargeras als ihren Gott an. Um ihre Verbundenheit mit der Legion zu beweisen, unterstützten die Hochgeborenen ihre Königin dabei, ein weites, wirbelndes Portal in den Tiefen des Brunnens der Ewigkeit zu öffnen.

Kaum waren alle Vorbereitungen abgeschlossen, begann Sargeras mit seiner katastrophalen Invasion von Azeroth. Die Krieger-Dämonen der Brennenden Legion stürmten durch den Brunnen der Ewigkeit in die Welt und belagerten die schlafenden Städte der Nachtelfen. Unter der Führung von Archimonde und Mannoroth schwärmte die Legion über ganz Kalimdor aus und ließ nur Asche und Elend hinter sich zurück. Die Dämonen-Hexenmeister riefen die sengenden Höllenbestien herbei, die wie Meteore in die anmutigen Türme der Tempel Kalimdors krachten. Eine Bande brennender, blutrünstiger Killer, Verdammniswache genannt, marschierte über Kalimdors Felder und schlachtete alles ab, was sich ihr in den Weg stellte. Meuten wilder, dämonischer Teufelshunde zogen ungehindert durch das Land. Die tapferen Krieger der Kaldorei griffen zwar zu den Waffen, um ihre alte Heimat zu verteidigen, mussten aber Zoll für Zoll vor dem Ansturm der Legion zurückweichen.

Malfurion Sturmgrimm blieb es überlassen, Hilfe für sein bedrängtes Volk zu finden. Sturmgrimm, dessen Bruder Illidan selbst die Magie der Hochgeborenen praktizierte, war erbost über die zunehmende Verderbtheit der Oberschicht. Malfurion brachte Illidan dazu, von seiner gefährlichen Besessenheit abzulassen, und machte sich auf die Suche nach Cenarius, um Widerstandskämpfer um sich zu scharen. Die wunderschöne junge Priesterin Tyrande willigte ein, die Brüder im Namen von Elune zu begleiten. Insgeheim waren Malfurion und Illidan beide in die idealistische Priesterin verliebt, doch Tyrandes Herz gehörte allein Malfurion. Illidan missfiel die zarte Romanze zwischen seinem Bruder und Tyrande, doch er wusste, sein Herzeleid war nichts im Vergleich zu den Schmerzen seiner Sucht nach Magie.

Illidan, der von den stärkenden Energien der Magie abhängig geworden war, unternahm jede Anstrengung, den fast überwältigenden Wunsch nach neuerlicher Nutzung der Energien des Brunnens in sich zu unterdrücken. Mit Hilfe von Tyrandes geduldiger Unterstützung konnte er sich beherrschen und seinem Bruder helfen, den einsiedlerischen Halbgott Cenarius zu finden. Cenarius, der auf der hochheiligen Mondlichtung auf dem fernen Berg Hyjal lebte, willigte ein, den Nachtelfen zu helfen, indem er die alten Großdrachen suchte und ihre Hilfe erbat. Die Großdrachen, die von dem großen roten Leviathan Alexstrasza angeführt wurden, willigten ein, ihre mächtigen Schwärme zu schicken und sich den Dämonen und deren infernalischen Meistern entgegenzustellen.

Cenarius rief die Geister der verzauberten Wälder herbei, stellte eine Armee von alten Baummännern zusammen und führte sie als seine Infanterie in einen verwegenen Kampf gegen die Legion. Als die Verbündeten der Nachtelfen auf Azsharas Tempel und den Brunnen der Ewigkeit marschierten, brach allumfassender Krieg aus. Trotz der Stärke der neuen Verbündeten wurde Malfurion und seinen Mitstreitern klar, dass die Legion nicht allein durch Kampfkraft besiegt werden konnte.

Während der titanische Kampf in Azsharas Hauptstadt tobte, wartete die getäuschte Königin nervös auf die Ankunft von Sargeras. Der Fürst der Legion bereitete sich darauf vor, die verwüstete Welt durch den Brunnen der Ewigkeit zu betreten. Als sich sein unvorstellbar riesiger Schatten der brodelnden Oberfläche des Brunnens näherte, rief Azshara ihre mächtigsten Anhänger unter den Hochgeborenen zu sich. Nur wenn sie ihre vereinte Magie zu einem einzigen Zauber bündelten, konnten sie ein Portal erschaffen, das groß genug für Sargeras sein würde.

Während der Kampf auf Kalimdors brennenden Feldern wütete, nahmen die Ereignisse eine schreckliche Wendung. Einzelheiten des Vorfalls gingen im Lauf der Zeit verloren, aber man weiß, dass Neltharion, der Großdrachenaspekt der Erde, während eines entscheidenden Gefechts gegen die Brennende Legion den Verstand verlor. Flammen und Wut loderten aus seiner dunklen Haut empor. Der brennende Großdrache gab sich selbst den Namen Todesschwinge, wandte sich gegen seine Brüder und vertrieb die restlichen Drachenschwärme vom Schlachtfeld.

Todesschwinges unerwarteter Verrat erwies sich als so verheerend, dass sich die fünf Drachenschwärme nie mehr davon erholten. Alexstrasza und die anderen verwundeten und bestürzten edlen Großdrachen mussten ihre sterblichen Verbündeten im Stich lassen. Malfurion und seine Gefährten überlebten den folgenden Ansturm der hoffnungslos überlegenen Gegner nur mit Mühe und Not.

Malfurion war überzeugt, dass der Brunnen der Ewigkeit die einzige Verbindung der Dämonen mit der materiellen Welt darstellte, und plädierte für seine Zerstörung. Dieser unerwartete Vorschlag entsetzte seine Gefährten, die wussten, dass der Brunnen die Quelle ihrer Unsterblichkeit und Macht war. Tyrande indessen sah ein, wie weise Malfurions Theorie war, und brachte Cenarius und seine Gefährten dazu, Azsharas Tempel zu stürmen, um eine Möglichkeit zu finden, den Brunnen zu verschließen.

 

 

Die Spaltung der Welt
Illidan wusste genau, würde der Brunnen zerstört werden, so könnte er nie wieder Magie wirken, daher setzte er sich, egoistisch wie er war, von der Gruppe ab, um die Hochgeborenen über Malfurions Pläne zu informieren. Illidans Sucht und die Kränkung durch die Beziehung seines Bruders zu Tyrande hatten seinen Geist umnachtet, daher verspürte er keine Reue, als er Malfurion verriet und sich auf die Seite von Azshara und ihren Anhängern schlug. Illidan schwor darüber hinaus, die Macht des Brunnens mit allen erforderlichen Mitteln zu schützen.

Nach dem Verschwinden seines Bruders führte Malfurion seine Gefährten mit gebrochenem Herzen in Azsharas Tempel. Doch als sie den Audienzsaal stürmten, fanden sie die Hochgeborenen mitten in ihrer letzten dunklen Beschwörung. Der wilde, gemeinschaftliche Zauber erzeugte einen instabilen Wirbel aus Energie in den turbulenten Tiefen des Brunnens. Während Sargeras’ bedrohlicher Schatten immer näher zur Oberfläche stieg, stürmten Malfurion und seine Verbündeten zum Angriff.

Azshara hatte sich Illidans Warnung zu Herzen genommen und war mehr als bereit. Fast alle Gefolgsleute Malfurions fielen der wütenden Macht der Königin zum Opfer. Tyrande versuchte, Azshara von hinten anzugreifen, wurde aber von den hochgeborenen Gardisten der Königin überrascht. Zwar konnte Tyrande die Gardisten abwehren, wurde dabei aber schwer verwundet. Als Malfurion seine Liebste fallen sah, kam eine blindwütige Mordlust über ihn, und er beschloss, Azsharas Leben zu beenden.

Während der Kampf innerhalb und außerhalb des Tempels tobte, kam Illidan aus dem Schatten am Ufer des großen Brunnens. Er holte einen Satz eigens angefertigter Phiolen hervor, kniete nieder und füllte jede einzelne mit dem schimmernden Wasser des Brunnens. In der festen Überzeugung, dass die Dämonen die Zivilisation der Nachtelfen auslöschen würden, wollte er etwas von dem hochheiligen Wasser stehlen und seine Energie ganz für sich allein haben.

Bei dem nun ausbrechenden Kampf zwischen Malfurion und Azshara zerbrach die sorgsam gewirkte Magie der Hochgeborenen. Der instabile Wirbel in den Tiefen des Brunnens explodierte und setzte eine katastrophale Kette von Ereignissen in Gang, die die Welt für alle Zeiten zerreißen sollten. Die ungeheure Explosion erschütterte den Tempel bis in die Grundmauern und erzeugte ein gewaltiges Erdbeben. Während der schreckliche Kampf zwischen der Legion und den Verbündeten der Nachtelfen in und über der zerstörten Hauptstadt tobte, wallte der Brunnen der Ewigkeit auf und brach in sich zusammen.

Die Folge war eine gigantische Explosion, die die Erde erbeben ließ und den Himmel verdunkelte.

Nach der durch die Implosion des Brunnens erzeugten Schockwelle, die die ganze Welt bis ins Innerste erschütterte, strömte das Meer in die klaffende Wunde der Welt und füllte sie. Fast achtzig Prozent der Landmasse von Kalimdor waren zerstört worden – zurück blieben eine Hand voll separater Kontinente, die von einem neuen, tosenden Meer umgeben waren. In der Mitte des neuen Meeres, wo sich einst der Brunnen der Ewigkeit befunden hatte, herrschte ein tobender Sturm wütender Gezeiten und chaotischer Energien. Der Wirbel der schrecklichen Narbe, die Mahlstrom genannt wurde, sollte nie wieder zum Stillstand kommen. Der Mahlstrom blieb eine ständige Erinnerung an die furchtbare Katastrophe … und das utopische Zeitalter, das für immer dahin war.

Irgendwie gelang es Königin Azshara und ihrer Elite von Hochgeborenen gegen jede Chance, die Prüfung zu überleben. Azshara und ihre Anhänger versanken, verkrüppelt und gequält von den Mächten, die sie entfesselt hatten, durch die Explosion des Brunnens in den tosenden Fluten des Meeres. Verflucht und verwandelt wurden sie in neuer Gestalt zu den verhassten schlangengleichen Naga. Azshara selbst verwandelte sich, von Hass und Wut aufgedunsen, in eine gewaltige Monstrosität, ein äußeres Zeichen der Bösartigkeit und Gemeinheit, die sie in ihrem tiefsten Inneren stets zerfressen hatten.

Auf dem Grunde des Mahlstroms errichteten sich die Naga die neue Stadt Nazjatar, wo sie ihre Macht wieder auszubauen gedachten. Zehntausend Jahre sollten vergehen, bis die Naga die Welt oben von ihrer Existenz wissen ließen.

 

 

Der Berg Hyjal und Illidans Geschenk
Die wenigen Nachtelfen, die die entsetzliche Explosion überlebt hatten, drängten sich auf behelfsmäßigen Flößen zusammen und ruderten langsam der einzig sichtbaren Landmasse entgegen. Irgendwie überlebten Malfurion, Tyrande und Cenarius dank der Gnade Elunes die große Teilung. Die erschöpften Helden waren sich einig, dass sie die Überlebenden führen und ihrem Volk eine neue Heimat suchen mussten. Im Laufe ihrer schweigsamen Fahrt betrachteten sie die Trümmer ihrer Welt und gelangten zu der Einsicht, dass ihr Ehrgeiz für die Verwüstungen ringsum verantwortlich war. Sargeras und seine Legion waren zwar durch die Zerstörung des Brunnens aus der Welt verschwunden, doch Malfurion und seine Kameraden quälte der Gedanke, welch schrecklichen Preis der Sieg gekostet hatte.

Es gab viele Hochgeborene, die die Katastrophe unbeschadet überstanden. Sie stießen zusammen mit den anderen Nachtelfen zur Küste des neuen Landes vor. Malfurion misstraute zwar ihren Motiven, war aber überzeugt, dass sie keinen Unfug mehr mit den Energien des Brunnens anstellen konnten.

Als die erschöpften Nachtelfen an der Küste des neuen Kontinents landeten, stellten sie fest, dass der heilige Berg Hyjal die Katastrophe überlebt hatte. In dem Trachten, sich eine neue Heimat zu schaffen, erklommen Malfurion und die Nachtelfen die Hänge des Hyjal und gelangten auf den windumtosten Gipfel. Als sie in das bewaldete Tal zwischen den hohen Berggipfeln hinabstiegen, fanden sie einen kleinen, friedlichen See. Doch zu ihrem Entsetzen mussten sie feststellen, dass das Wasser dieses Sees durch Magie verdorben war.

Illidan, der die Teilung ebenfalls überlebt hatte, hatte den Gipfel des Hyjal lange vor Malfurion und den Nachtelfen erreicht. In seinem wahnsinnigen Begehren, die Ströme der Magie in der Welt zu erhalten, hatte Illidan die Phiolen mit dem kostbaren Wasser des Brunnens der Ewigkeit in den Bergsee geschüttet. Die kraftvollen Energien zündeten umgehend und verschmolzen zu einem neuen Brunnen der Ewigkeit. Der begeisterte Illidan war überzeugt, dass der neue Brunnen ein Geschenk für künftige Generationen darstellte, und konnte nicht fassen, als der wütende Malfurion ihn jagte. Malfurion erklärte seinem Bruder, dass Magie an sich chaotisch sei und unweigerlich zu Verderbnis und Unfrieden führen musste. Dennoch wollte Illidan seinen magischen Kräften nicht abschwören.

Malfurion wusste genau, wohin Illidans ruchlose Ränke führen würden, und beschloss, seinen machtgierigen Bruder ein für alle Male festzusetzen. Mit Hilfe von Cenarius sperrte Malfurion Illidan in eine große Kammer in einem Grabhügel, wo er bis ans Ende der Zeit angekettet und machtlos bleiben sollte. Malfurion wollte ganz sichergehen, dass sein Bruder in Gefangenschaft blieb, und ernannte die junge Aufseherin Maiev Schattensang zu Illidans persönlicher Kerkermeisterin.

Die Nachtelfen befürchteten, die Zerstörung des neuen Brunnens könnte eine noch größere Katastrophe auslösen, daher beschlossen sie, ihn in Ruhe zu lassen. Malfurion verkündete jedoch, dass nie wieder Magie praktiziert werden sollte. Unter den Augen des wachsamen Cenarius begannen die Nachtelfen das Studium der alten Druidenkünste, mit denen sie die verwüstete Erde heilen und ihre geliebten Wälder am Fuße des Berges Hyjal wieder aufforsten konnten.

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